Update 18.04.10

 
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“(Nicht) ganz normal!” Psychische Erkrankungen verstehen

“Psychosen”

Definition

Als Psychose bezeichnet man allgemein eine psychische Störung, bei der ein struktureller Wandel im Erleben des Betroffenen feststellbar ist. Psychosen werden nach ihrer Entstehungsursache in organische und nicht- organische Psychosen eingeteilt. Bei den organischen Psychosen gibt es reversible und irreversible Formen.Die häufigste Form der nicht- organischen Psychosen ist die Schizophrenie. Auch die Schizophrenie wird in verschiedene Subtypen unterteilt. Sie werden auch oft als schizophrene Psychosen bezeichnet. Kennzeichnend für schizophrene Psychosen ist ein Nebeneinander von gesunden und veränderten Verhaltensweisen und Erleben bei den Betroffenen.
 
Psychose bedeutet: ernste seelisch geistige Krankheit. Dieser Begriff bezeichnet eine Krankheitsgruppe von recht unterschiedlichen Formen. Ein Teil dieser Psychosen wird auch Schizophrenie genannt.
Wie bei einer schweren körperlichen Erkrankung führen die Krankheitserscheinungen oft dazu, dass der Betroffene zeitweise nicht mehr arbeiten kann und sein persönliches und häusliches Leben nicht mehr so gestalten kann wie zuvor. In vielen Fällen ist eine stationäre Behandlung in einer psychiatrischen Klinik erforderlich.

Dauer und Symptome

Die Psychosen dauern meist nur vorübergehend an, sie können einmal oder mehrmals im leben eines Menschen auftreten. Das gilt auch für schizophrene Psychosen, deren Verlauf günstiger ist, als gemeinhin angenommen. Die Krankheit kann sich sehr unterschiedlich äussern. So hat ein Kranker plötzlich das Gefühl, die Dinge seiner Umwelt würden sich in eigenartiger Weise verändern, nichts sei mehr vertraut und selbstverständlich, vieles wird als bedrohlich und angsterregend erlebt.
Mancher Kranke hat das Empfinden, andere Menschen würden etwas gegen ihn im Schilde führen. Er fühlt sich beeinträchtigt, und auf verschiedene Weise bedroht.
Einige meinen, sie würden durch Strahlen, durch Hypnose oder ähnlichem beeinflusst. Andere Betroffene denken: Alle tuscheln oder reden über mich, Mitmenschen können meine Gedanken lesen oder wissen vollständig über mein Inneres Bescheid. Manche Kranke hören Stimmen (akustische Halluzinationen), auch wenn Niemand da ist, der Spricht.
Viele Betroffene haben grosse Angst, sie sind voll innerer Unruhe und können nicht schlafen. Wiederum Andere werden gleichgültig, interessieren sich weniger für die Dinge ihrer Umwelt und verspüren eine innere Leere. Sie können sich kaum noch zu etwas aufraffen und kapseln sich vollständig von der Aussenwelt ab. Die Konzentration fällt schwer, beim Sprechen können die Gedanken abreissen oder derart sprunghaft sein, sodass im Dialog völlig unzusammenhängende Sätze entstehen.
Manche sind zeitweise depressiv, andere auch vorübergehend in einer scheinbar heiteren Stimmung.

Organische Psychosen

Die organischen Psychosen werden oft auch als körperlich begründbare Psychosen oder als exogene Psychosen bezeichnet. Die Begriffsvielfalt trägt häufig zur Verwirrung bei.
 
Zu den organischen Psychosen gehören die:
  • akuten organischen Psychosen. Sie sind reversibel
  • chronischen organischen Psychosen. Sie sind irreversibel. Diese Form wird auch vielfach aös organsiches Psychosyndrom bezeichnet.
 
Die akuten organsichen reversiblen Psychosen unterteilen sich weiter in:
  • frühkindliches exogenes Psychosyndrom. Damit ist ein frühkindlicher Hirnschaden bzw eine organische Schädigung des Zentralnervensystems zwischen dem 6. Schwangerschaftsmonat und dem 3-6. Lebensjahr gemeint.
  • hirndiffuses Psychosyndrom oder hirnorganisches Psychosyndrom im engeren Sinne.
  • hirnlokales Psychosyndrom. Als Symptome können auftreten. Bewusstseinsstörungen, Gedächtnisstörungen, Orientierungsstörungen, Ich- Erlebensstörung, Wahn- und Halluzinationen. Als Ursache finden sich Veränderungen im ZNS, die nicht rückgängig gemacht werden können. Diese Veränderungen können auf verschiedene Erkrankungen zurückgeführt werden.: Hirntumoren, Schädelhirntrauma, frühkindlicher Hirnschaden, Vergiftungen, Infektionen, Epilepsie.

Nicht- organische Psychosen

Bei den nicht- organischen Psychosen findet man auch den Begriff endogene Psychosen oder körperlich nicht begründbare Psychosen. Sie unterteilen sich wie folgt:
 
Schizophrene Psychosen (Schizophrenie) mit folgenden Subtypen:
  • paranoide Schizophrenie: Dieser Typ kommt besonders häufig vor und beginnt meistens zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr. Häufigste Beschwerden sind Wahn und akustische Halluzinationen. Oft nur geringe Minus- Symptomatik und Störungen der Psychomotorik.
  • hebephrene Schizophrenie: Früher Beginn zwischen dem 15. und 25. Lebensjahr ist charakteristisch. Vorherrschend sind Minus- Symptomatik, Hypochondrie und affektive Störungen. Halluzination und Wahn kommen nur selten und geringfügig ausgeprägt vor.
  • katatone Schizophrenie: Diese Form der Erkrankung ist in den industriell entwickelten Ländern selten geworden. Sie äussern sich ins besondere in psychomotorischen Störungen, die sehr schwer sein können. Bei Katatonie mit Stupor, Hyperthermie und Elektrolytentgleisung kann der Zustand lebensbedrohlich sein.
  • schizoides Residuum: Dieser Typ bezeichnet einen chronischen Zustand zwischen einzelnen akuten Schüben. Bleibende Beeinträchtigung bestehen im sozialen Rückzug, Passivität, Antriebsverlust, emotionaler Abstumpfung. Es kann zu einer geringfügigen Beibehaltung von systematischen Wahnvorstellungen kommen.
  • Schizophrenia simplex: Dieser Subtyp ist durch einen langsamen und schleichenden Beginn mit geringfügiger Symptomatik und chronischem Verlauf gekennzeichnet. Es kommt vorwiegend zur Minus- Symptomatik
 
- affektive Psychosen (psychotische Depression, Manie, manisch- depressive Erkrankung)
- schizoaffektive Psychosen. Dieser Begriff wird für Formen der Psychose angewandt, ei der sich Symptome der schizophrenen und der affektiven Psychose vermischen. Als Ursache werden umfangreiche, komplizierte Geflechte körperlicher, seelischer und sozialer Faktoren diskutiert. Auch Stoffwechselstörungen und Störungen im Bereich der Neurotransmitter werden angenommen.

Ursachen

Psychosen sind relativ häufige Krankheiten, an denen ungefähr ein Prozent der Bevölkerung, also jeder Hundertste, im Laufe seines Lebens erkrankt.
Wen auch wichtige Entstehungsbedingungen dieser Erkrankung erkannt wurden, so gelang es jedoch trotz intensiver biomedizinischer, medizinischer und psychologischer Forschung bisher nicht, die Ursachen ganz zu ergründen.
Früher wurde die Bedeutung der Vererbung überschätzt. Dennoch haben Untersuchungen ganzer Familien gezeigt, dass bei Verwandten von Betroffenen, die an einer Psychose leiden, diese Erkrankungen häufiger vorkommen.
Ebenso führten Untersuchungen des Gehirnstoffwechsels und des übrigen Körperstoffwechsels zu gewissen, bisher jedoch nicht ganz gesicherten Hinweisen, dass sich bei den genannten Erkrankungen Stoffwechselstörungen finden lassen. Hierfür spricht auch, dass Medikamente, die den Stoffwechsel in der Nervenzelle beeinflussen, die Krankheiterscheinungen der Psychosen beseitigen oder wesentlich bessern können.
Man weiss ferner, dass Einflüsse der mitmenschlichen Umwelt und belastende Erlebnisse der frühen Kindheit das Entstehen von Psychosen begünstigen können. Aber auch dies Faktoren reichen nicht aus, um vollständig zu erklären, warum ein Mensch an einer Psychose erkrankt.
 
Beim Zustandekommen einer Psychose wirken immer mehrere Faktoren zusammen:
Einerseits die Bedingungen der Erkrankungsbereitschaft, also eine gewisse Anfälligkeit, eine Vulnerabilität (Verletzlichkeit), andererseits zu bestimmten Zeiten äussere und innere Einflüsse, wie Stoffwechselstörungen, anere Krankheiten, sowie Belastungen (Stress), innere Konflikte.
Diese können bei bestehender Verletzbarkeit eine Psychose zum Ausbruch bringen.

therapeutische Möglichkeiten

Wie kann geholfen werden?
Auch wenn über die Ursachen der Psychosen längst nicht alles bekannt ist, so verfügt der Arzt doch über viele Möglichkeiten, diese Krankheiten erfolgreich zu behandeln. Das mag zunächst überraschen, aber Entsprechendes gilt auch für viele körperliche Erkrankungen. Die Verursachung eines Bluthochdruckes z.B. ist oft nicht zu erklären, und dennoch kann dem Patienten mit einer langfristigen Medikamentenbehandlung gut geholfen werden.
 
Bei der Behandlung von Psychosen ist es zunächst wichtig, den betroffenen Menschen Schutz und Hilfe zu gewähren, wie sie auch jedem körperlich Kranken zustehen.
Entlastend wirkt schon das Gespräch mit dem Arzt, indem der Betroffene alles sagen kann, was ihn bedrückt und worunter er leidet. Der Kranke erfährt, dass nicht er allein von den Störungen betroffen ist, sondern viele Andere auch, denen bereits geholfen werden konnte.
 
Gelegentlich kommt es vor, dass betroffene die Erlebnisse seiner Psychose nicht als krankhaft ansieht und daher nur schwer zu überzeugen ist, sich behandeln zu lassen. Dann ist es besonders wichtig, dass der Arzt den Angehörigen die krankhafte Natur der Störung erläutert und Ihnen erklärt, dass sie nicht als Unarten, Launen oder Versagen o.ä. anzusehen sind. Hierzu empfehle ich auch den Ratgeber für Patientinnen und Angehörige “Psychosen aus dem schizophrenen Formenkreis” von Josef Bäuml, erschienen im Springer-Verlag unter der ISBN 3-540-57916-8
 
Oft ist es wichtig, dass der Betroffene krank geschrieben wird, auch wenn er seine Berufstätigkeit noch mit grosser Anstrengung ausüben könnte. Die Vermeidung von Stressfaktoren scheint sich auf den Krankheitsverlauf positiv auszuwirken.
Zuweilen kann eine psychotisch erkrankte Mutter ihren Haushalt nicht mehr versorgen. In diesen Fällen kann über den sozial- psychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes oder eine Sozialstation für Unterstützung sorgen.
 
Wo können Psychose-Erkrankte behandelt werden?
Viele können heute ambulant durch einen Psychiater behandelt werden. Längst nicht mehr alle Betroffenen müssen, w es früher war, in eine psychiatrische Klinik eingewiesen werden. Die Klinikaufenthalte sind inzwischen wesentlich kürzer geworden. Oft kann die Behandlung in einer Tagesklinik dem Betroffenen am Besten helfen.
 
In diesen psychiatrischen Einrichtungen arbeiten Ärzte und Psychologen, Fachschwestern und Fachpfleger, Sozialarbeiter, Pädagogen, und andere Fachkräfte zusammen. Alle sind speziell für diese Aufgabe ausgebildet und praktisch geschult.
 
Wie wichtig sind Medikamente?
In der Behandlung spielen die Medikamente (Neuroleptika) eine sehr wichtige Rolle. Entgegen einer oft geäusserten Meinung handelt es sich dabei nicht um Medikamente, die nur beruhigend oder dämpfend wirken und den Betroffenen müde machen sollen.
Die Neuroleptika entfalten eine viel speziellere Wirkung. Sie können bewirken, dass Angst und Erregung verschwinden, dass der Kranke sich nicht mehr von der Umwelt beeinträchtigt fühlt, und dass die Konzentrationsfähigkeit wieder besser wird. Sie beseitigen also direkt die Krankheitssymptome. Ausserdem besitzen die Medikamente noch eine vorbeugende Wirkung.
Werden die Neuroleptika von den Betroffenen weiter eingenommen, nachdem die Krankheitserscheinungen bereits abgeklungen sind, so verhindern sie in den meisten Fällen das Wiederauftreten einer Psychose zu einem späteren Zeitpunkt. Untersuchungen an vielen Tausend Betroffenen haben gezeigt: Wenn Patienten nach einer psychotischen Erkrankung diese Medikamente weiter einnehmen, erkranken sie sehr viel seltener wieder an einer Psychose, als wenn sie keine Medikamente einnehmen.
Wie lange die neuroleptischen Medikamente zum Schutz vor erneuter Erkrankung eingenommen werden müssen, ist von Patient zu Patient sehr unterschiedlich und kann nur vom Arzt entschieden werden.
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