Update 18.04.10

 
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Arbeitserzieher/   Arbeitsagoge

Aufgabe des Arbeitserziehers

Arbeitserzieher/innen betreuen und fördern behinderte und nicht behinderte Menschen mit dem Ziel, ihnen die Aufnahme einer geregelten Arbeit zu ermöglichen. Sie beurteilen die individuellen Fähigkeiten, Begabungen und Kenntnisse der ihnen anvertrauten Personen. Auf der Grundlage dieser Fähigkeitsanalysen und der Einschätzung der Anforderungen und Belastungen des möglichen Arbeitsplatzes wählen sie zusammen mit den Betroffenen die geeigneten Tätigkeiten für sie aus. Dabei erstellen sie Förderpläne und setzen diese um, leiten die betreuten Personen in unterschiedlichen Tätigkeiten und Arbeitstechniken an, überwachen ihre Arbeitsausführung und wirken bei der Einrichtung behinderten gerechter Arbeitsplätze mit. Darüber hinaus fördern sie das Sozialverhalten und Arbeitstugenden der Betroffenen und unterstützen sie bei persönlichen Problemen am Arbeitsplatz.

Arbeitserzieher/innen arbeiten in den verschiedensten Einrichtungen der Rehabilitation, Resozialisierung, Betreuung sowie Anleitung behinderter Menschen. Im Einzelfall können das beispielsweise Werkstätten für Behinderte, Berufsbildungs- und Berufsförderungswerke, Einrichtungen des Strafvollzugs, Fachkrankenhäuser für Suchtkranke oder Einrichtungen der Wohnungslosenhilfe sein.

Aufgabe der ArbeitserzieherInnen ist es, die Vermittlung zwischen sich oftmals widerstrebenden Interessen zu leisten. D.h.: Arbeitserzieherinnen müssen einerseits Bedürfnisse, Erwartungen, Begabungen, Fähigkeiten und Kenntnisse der ihnen anvertrauten Menschen kennen bzw. beurteilen können und andererseits tätigkeitsbezogene Anforderungen, Belastungsfaktoren und dergleichen von Arbeiten und Arbeitsplätzen einschätzen, um eine gelingende Zuordnung leisten zu können. In Sonderfällen müssen Arbeitsplätze für behinderte Mitarbeiter speziell entwickelt, "erfunden", werden. ArbeitserzieherInnen erschließen mithin behinderten Menschen einen Lebensbereich, der von zentraler sozialer Bedeutung ist. Die soziale Umgebung des Arbeitsplatzes eröffnet für den Behinderten den Zugang zu einer Vielzahl von sozialen Erlebnissen, die aufgrund von Behinderungen ansonsten nicht oder nur eingeschränkt erlebbar wäre.

Der Lebensbereich Arbeitsplatz könnte ohne arbeitserzieherische Förderung von vielen behinderten Menschen nicht "betreten" werden.

Pädagogisches Ziel in diesem Förderprozeß ist, daß behinderte Menschen in zunehmendem Maße sowohl an ihrem Arbeitsplatz als auch in ihrem alltäglichen Leben Eigeninitiative entwickeln können. Hierzu werden ihnen Fähigkeiten und Kenntnisse des technischen und des lebenspraktischen Bereiches vermittelt.
Eine angemessene Selbständigkeit am Arbeitsplatz und die selbständige Gestaltung des eigenen Lebens des Betreuten wird angestrebt. Abhängigkeit gegenüber ArbeitserzieherInnen sollten ausgeschlossen bzw. möglichst gering gehalten werden.
ArbeitserzieherInnen arbeiten also in einer Umgebung, auf die sie in hohem Maße gestalterischen Einfluß ausüben können, sollen und müssen. Arbeitserziehung ist ein sehr vielseitiges Berufsfeld, dessen hohe Anforderungen an Berufsethos und Engagement hier nur in groben Zügen skizziert werden können.

Die Bedeutung der Arbeit

Der Beruf des Arbeitserziehers hat nichts mit den „Arbeitserziehern“ des dritten Reiches zu tun und trotzdem kommt es immer wieder vor, dass der Begriff „Arbeitserzieher“ bei vielen Menschen einen bitteren Beigeschmack erhält. Um diese Vorurteile abzubauen, versuche ich in meiner Ausführung die wichtige und notwendige Arbeit des Arbeitserziehers auszuführen und näher zu betrachten. Um das Berufsbild des Arbeitserziehers und dessen Notwendigkeit besser verstehen zu können, bedarf es zunächst einer näheren Darlegung des Stellenwertes der Arbeit in der heutigen Zeit.

Einen Beruf zu erlernen und arbeiten zu können, gehört in unserer Gesellschaft zu den fundamentalen Bedürfnissen. Durch die Teilnahme am gesellschaftlichen Arbeitsprozess sind wir Mitglied dieser Gesellschaft, wodurch wir auch die Möglichkeit erhalten die leiblichen Bedürfnisse und die Grundbedürfnisse nach Anerkennung, Selbstverwirklichung und Sicherheit zu verwirklichen und zu befriedigen. Arbeit bringt den Menschen einen täglichen Lebensrhythmus und die nötige Struktur. Die Faktoren Ordnung und Disziplin können ein Gleichgewicht in die körperliche und seelische Gesundheit bringen, vorausgesetzt, dass die Arbeit die Kräfte und Fähigkeiten des Einzelnen nicht überfordert. Arbeit gibt die Möglichkeit, Fähigkeiten und Fertigkeiten zu entwickeln. Arbeit gibt ein Gefühl der Befreiung, sei es durch motorische Bewegung, sei es durch das erzielte Ergebnis, oder durch beides, sie vermittelt ein Leistungsfähigkeit- und Selbstwertgefühl. Arbeit bietet Gelegenheit zu Kontakten mit Menschen und Dingen, vermittelt ein Zugehörigkeitsgefühl und das Gefühl ein Glied der Gemeinschaft zu sein. Nicht ohne Grund hat Freud einmal gesagt, dass Arbeit das vornehmste Bindeglied zur Wirklichkeit darstellt. Sie kann Verantwortungsgefühl anregen, gleichzeitig aber auch die Selbständigkeit fördern. Viele Arbeitsplätze können diese Entfaltungsmöglichkeiten nicht mehr bieten. In dieser Form nicht, aber in indirekter vielleicht, denn der Lohn, den der Einzelne für die erbrachte Leistung erhält, versetzt ihn vielleicht in die Lage, einen Teil der aufgeführten Möglichkeiten indirekt verwirklichen oder erleben zu können.

Doch vielen Menschen ist die Teilnahme am Arbeitsprozess jedoch teilweise oder gar gänzlich verwehrt. Zum einen, weil eine körperliche oder psychische Behinderung ihnen den Zugang zur Arbeitswelt versperrt wird, zum Anderen aber auch weil die zunehmende Komplexität der Arbeitsabläufe und die gestiegenen Ansprüche der möglichen Bildung und des eigenen Vermögen keine Rechnung tragen. Die Arbeitswelt unserer heutigen Gesellschaft braucht Menschen, die in ihrem Leistungsvermögen und in ihrer Flexibilität kaum zu übertreffen sind. Die Nischen, in denen Menschen mit fehlender Ausbildung beruflich tätig werden können werden teilweise, sogar gänzlich verdrängt. Gerade im Zuge der gestiegenen Arbeitslosenzahlen, ist für viele Menschen mit oder ohne Behinderungen die Teilnahme am Arbeitsprozess erst recht schwieriger geworden. Der Wegfall von Struktur und Regelmäßigkeit hat oft fatale Auswirkungen auf die instrumentellen und psychosozialen Fähigkeiten der Persönlichkeit, zuletzt sogar auf das Selbstbild und Selbstkonzept des Menschen.

Was bedeutet dies für einen Menschen, wenn er die Erfahrung macht, dass er durch seine fehlende Teilnahme am Arbeitsprozess ein „Sonderling“ unserer Gesellschaft wird? Wie oft wird man schon in den ersten Sätzen einer Begegnung nach der beruflichen Tätigkeit angesprochen? Neigen wir nicht dazu, Menschen nach ihrer beruflichen Tätigkeit einzuordnen und zu kategorisieren? Hat die eigene berufliche Tätigkeit nicht etwas mit Streben nach Anerkennung und Prestige zu tun? Der grösste Teil unserer Kommunikation findet am Arbeitsplatz statt. Was ist wenn all diese Faktoren wegfallen? Viele Menschen bezeichnen dies als „Freiheit“, ohne zu begreifen was es bedeutet, nicht mehr zum System des arbeitenden Volkes zu gehören. Durch die Arbeit wird es uns letztendlich möglich gemacht, Freizeit als solche zu erleben und zu guter letzt auch finanzieren zu können. Ein Betroffener schilderte mir seine Erfahrungen aufgrund seiner langjährigen Arbeitslosigkeit, hervorgerufen durch eine psychische Erkrankung. Nach vielen Berufsjahren in einem mittelständischen Beruf, musste er seine Tätigkeit aufgrund immer wiederkehrender psychotischer Abschnitte gänzlich aufgeben.

Im Laufe der Jahre hat sich seine Lebensstruktur schrittweise abgebaut. Der Teufelskreis begann. Anfänglich standen noch die Kollegen und Freunde stärkend an seiner Seite, doch wandten sich auch diese im weiteren Verlauf von ihm ab. Durch den Wegfall der alltäglichen Pflicht gelangte er zusehends aus dem Gleichgewicht. Das morgendliche Aufstehen und das zu Bett gehen verlagerte sich zeitlich immer mehr. Seine realistische Zeiterfassung wurde abgelöst von Gleichgültigkeit ob Tag oder Nacht. Durch das Nichtmitwirken an den kollektiven Zielen der Gesellschaft, führte die Person ein zurückgezogenes und verwahrlosendes Leben. Heute beschreibt die Person das eigentlich Schreckliche an seiner Geschichte nicht der psychischen Probleme zu, sondern dem Wegfall seiner persönlichen Identität durch den Verlust seiner Arbeit.

Somit lässt sich aus sozialpsychologischer Sicht festhalten, welche Funktionen die Arbeit in unserer Gesellschaft einnimmt:

  • Arbeit sorgt für eine regelmässige Tätigkeit und Tagesstrukturierung
  • Arbeit gibt dem Menschen eine realistische Zeiterfahrung
  • Arbeit beteiligt den Menschen an den kollektiven Zielen der Gesellschaft
  • Arbeit sorgt für soziale Kontakte
  • Arbeit gibt dem Menschen einen anerkannten Status und trägt zur Bildung der persönlichen Identität bei.

Ergänzend sagt Sigmund Freud (Psychoanalytiker)

  • Arbeit sichert über die Lohntüte die Existenz
  • Arbeit ermöglicht Freizeitaktivitäten

 

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