Update 18.04.10

 
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“(Nicht) ganz normal!” Psychische Erkrankungen verstehen

“Depressionen”

Verschiedenes

Wir alle kennen Tage, an denen wir "nicht gut drauf" sind oder uns traurig und niedergeschlagen fühlen. Solche Verstimmungen können nach unangenehmen Erlebnissen am Arbeitsplatz oder in der Partnerschaft, nach Misserfolgen und Verlusten, aber auch ohne erkennbaren Grund auftreten. Wenn wir körperlich in schlechter Verfassung oder unausgeschlafen sind, neigen wir eher dazu, uns "deprimiert" zu fühlen. Diese unangenehmen Empfindungen gehören zum Leben dazu und verschwinden meist von selbst wieder. Das ist ein ganz normaler Prozess. Die Depression unterscheidet sich von der "normalen" Verstimmung oder Traurigkeit dadurch, dass neben der Niedergeschlagenheit noch weitere Symptome vorliegen, die intensiver ausgeprägt sind, länger andauern (mindestens 2 Wochen ununterbrochen am Stück) und zu einer viel stärkeren Beeinträchtigung im Alltag führen. Bei der Depression kommt es zu tief greifenden Veränderungen des Fühlens, Denkens und Verhaltens.

Jeder Mensch besitzt gewisse Botenstoffe (Dopamin, Serotonin, Noradrenalin). Diese Stoffe haben unterschiedliche Wirkungen auf Antrieb, Aufmerksamkeit, Impulse, wie Angst Irritabilität, Stimmung und Aggression. Die Nervenzellen sind kein Schlauch, sondern eine Kette vieler Nervenzellen. Jede Zelle besitzt eine Ausgabestelle, die die Botschaften in den Zwischenraum abgibt und zur nächsten Zelle transportiert. Art und Menge der Botenstoffe regeln beispielsweise; wie wir und fühlen, den Blutdruck, oder wirken schmerzlindernd. Einfach ausgedrückt: Sind nicht genügend oder zuviel Botenstoffe vorhanden, oder keine Ordnung in diesem Zwischenraum, ist unser Leben im Wesentlichen beeinflusst. Jeder ist in seiner Genetik verschieden. Einschneidende Lebensereignisse, (wie Verlust eines Angehörigen, selbstverschuldete Unfälle, traumatische Erlebnisse, Geburt eines Kindes, Pensionierung, drohender Arbeitsplatzverlust, Familienprobleme, Dauerstress, Erwartungsdruck und Mobbing) können eine Depression auslösen. Leichteren Depressionen kann eine Therapie mit pflanzlichen Präparaten und Umstellung der Lebensgewohnheiten schon helfen. Bei mittelschweren bis schweren Depressionen werden Antidepressiva eingesetzt, die keine Abhängigkeit und keine Persönlichkeitsveränderung bewirken. Begleitend ist eine Gesprächstherapie oft zwingend notwendig. Probleme die im gesunden Zustand erlebt werden, erleben depressive Menschen etwa 3-5 mal verstärkt. Je stärker die Depression, je höher ist das Suizidrisiko.   Alles ist grau in grau, die Zeit scheint still zu stehen, kein Interesse an schönen Dingen im Leben.       Immer wieder hört man Sätze wie “mir kann das nicht passieren”. Es sind alle Bevölkerungsschichten, wie vom Arzt über den Manager, bis hin zum Arbeiter betroffen. Folgende Symptome sollte man beachten und durch einen Facharzt (Neurologen) abklären lassen. Je nach Schweregrad müssen mindestens zwei der folgenden Symptome auftreten. Die Depressionen werden dabei in leichte- mittelschwere- schwere Arten unterteilt.

Ursachen

Die Entstehung einer Depression ist auf ein multifunktionelles Geschehen zurück zuführen, an dem eine Veränderung des Neurotransmitterstoffwechsels, genetische Disposition wie äußere Einflüsse beteiligt zu sein scheinen.
Die Entstehung von Depressionen ist also im Sinne einer anlagebedingten Verletzlichkeit zu verstehen, die von vielen weiteren äußeren Faktoren beeinflusst wird.
Folgende Faktoren werden als ursächlich angesehen:

Genetische Faktoren
In Zwillings-, Familien-, und Adoptionsstudien konnte gezeigt werden, dass bei Verwandten ersten Grades von Patienten mit Depressionen eine Häufung solcher Erkrankungen auftritt. So zeigt sich beispielsweise, dass, wenn ein Elternteil erkrankt ist, bei dem Kind eine Wahrscheinlichkeit von 10 - 20 Prozent besteht, an der selbengleichen Störung zu erkranken.
Sind beide Elternteile betroffen, liegt das Erkrankungsrisiko sogar bei 50 - 60 Prozent. Leidet ein eineiiger Zwilling an einer affektiven Störung, so ist sein Zwilling mit einer 65-prozentigen Wahrscheinlichkeit ebenfalls erkrankt.

Biologische Faktoren
Bei Patienten mit Depressionen ist ein veränderter Neurotransmitterhaushalt festgestellt worden. Unter Neurotransmittern versteht man chemische Botenstoffe, die an der Weiterleitung von Nervenimpulsen beteiligt sind.
So fand sich bei Depressiven ein Mangel an den Neurotransmittern Noradrenalin und Serotonin. Bei der Behandlung der Depression werden Medikamente eingesetzt, die dazu führen, dass die Konzentration dieser Stoffe erhöht wird.
Inzwischen wird davon ausgegangen, dass nicht einzelne Veränderungen der Neurotransmitter, sondern eine Störung des Gleichgewichts verschiedener Transmitter ursächlich ist. Außerdem ist bei Depressiven die Empfindlichkeit und Dichte der Rezeptoren, auf die die Neurotransmitter einwirken, verändert.

Psychologische Erklärungen
Untersuchungen haben gezeigt, dass im Vorfeld von Depressionen gehäuft krisenhafte Ereignisse, wie der Verlust einer geliebten Person oder anhaltende Konflikte, aufgetreten waren.
Diese Faktoren scheinen allerdings nicht ursächlich Depressionen auszulösen, sondern eher zu einer unspezifischen Stressreaktion zu führen, die sich in Depressionen äußern kann. Die psychoanalytische Theorie der Depression geht davon aus, dass die Wurzel der Depression schon in der frühen Kindheit liegt.

Kennzeichen einer Depression?

Schlafstörungen: Einschlafstörungen; Durchschlafstörungen; nächtliches Erwachen; nicht wieder einschlafen können; gesteigertes Schlafbedürfnis (als Flucht) 
Interesselosigkeit Man verliert das Interesse an Dingen, die sonst Freude bereitet haben; Hobbys werden aufgegeben (Gleichgültigkeitsgefühl). 
Aufmerksamkeit: Die Konzentration, Denkhemmung und die Merkfähigkeit ist eingeschränkt. Abwesend in Gedanken woanders. Entschlusslosigkeit und Angst. 
Freudlosigkeit: Sich nicht über positive Ereignisse freuen können. Das emotionale Leben ist enorm eingeschränkt. Gedrückte Stimmung meistens oder fast jeden Tag.
Traurigkeit: Resigniert, unglücklich, verzweifelt, bedrückt, niedergeschlagen und auch bei jeder Kleinigkeit in Tränen ausbrechend bis zur tränenloser Trauer übergreifend.
Innere Leere: Gefühl der Gefühllosigkeit; keine Liebe mehr empfinden können, sexuelles Desinteresse
Innere Unruhe: nervös, gestresst, gehetzt, getrieben; wie unter Strom. Vieles anfangen, ohne es beenden zu können.  Mutlosigkeit: verzagt, ratlos, verzweifelt, irritierbar und keine Perspektive mehr sehend, und leicht irritierbar.        
Zwischenmenschliche Probleme: Isolation, es fällt schwer Kontakte aufrecht zu erhalten, und neue Kontakte zu knüpfen Berufliche Probleme: Nicht mehr belastbar; Leistungsabfall; Schwierigkeiten beim Durchhalten von Aufgaben; atmosphärische Belastung in Familie (Haushalt) und Beruf.
Hypochondrie: Die Angst in ärztliche Behandlung zu gehen, weil man die Vorstellung hat, unheilbar krank zu sein, oder dass eine unheilbare Krankheit diagnostiziert werden könnte. Diese Ängste können auch Krankheiten auslösen
Suizidgedanken: Je mehr Symptome zutreffen, desto mehr Selbstmordgedanken sind vorhanden. Die Gedankengänge des Depressiven: Keine Perspektive mehr, Sinnlosigkeit, nicht verstanden fühlen, keine Kraft mehr weiterzuleben, unheilbar krank zu sein, lieber sterben als dieses Leben weiter zu führen.

Es können auch Warnzeichen ohne ärztlichen Befund vorhanden sein: Enge im Brustkorb, Druck auf der Brust, schlechtes Sehen, Appetitverlust/ Appetitzunahme, Kloss im Hals, wie zugeschnürt, Kopfdruck, Verspannungen im Hals- und Nackenbereich. Magen- Darmbeschwerden wie Verstopfung, Durchfall, Magendruck, Sodbrennen, Übelkeit, usw. Dieses tritt in Verbindung mit den oben genannten Symptomen bei einer beginnenden oder bestehenden Depression häufig auf. Die Mitarbeit des Patienten mit dem Arzt ist von grosser Bedeutung. Der Arzt muss wissen von belastenden Lebensereignissen, im Beruflichen, im Privaten, auch im Freizeitbereich (Arbeitsüberlastung; Stress, Trennung oder Scheidung von LebenspartnerIn, Tod des Partners oder der Partnerin, schwere Unfälle...) um so schnell als möglich eine richtige Diagnose stellen zu können. Häufig werden Symptome der Depression mit Alkohol und starken Beruhigungsmitteln unterdrückt. Zudem werden solche Belastungen aus Schamgefühl oft nicht angesprochen. Eine sehr gute Hilfe sind Selbstbeurteilungsfragebögen, die den aktuellen Zustand des Patienten beschreiben. Diese findet man im Internet unter “Selbstbeurteilungsbogen Depression”. Auch Mobbing “Die heimliche Zerstörung des Anderen” gehört in diese Thematik.

Manisch- Depressive Erkrankungen

Manisch - Depressiv (bipolare Krankheiten)                             
Etwa 6% der Bevölkerung leiden unter der manisch- depressiven (bipolaren) Krankheit. Diese Art nennt man endogene Depression- von innen heraus. Es gibt keine erkennbaren Ursachen. Führ wahrscheinlich gilt ein Fehler im Stoffwechsel des Gehirns, ohne dass es dafür eine körperliche oder psychische Ursache gibt. Vielleicht ist auch eine genetische Veranlagung erkennbar, die Depressionen sind sozusagen vererbt. Manisch- depressive Erkrankungen (bipolare effektive Störungen) sind von unipolaren (nur-) Depressionen zu unterscheiden. Manische oder hypomane Episoden charakterisieren die bipolaren Störungen. Himmelhoch jauchzend - zu Tode betrübt. Es handelt sich dabei um Phasen mit gehobener Stimmung, mit vermehrtem Rededrang, mit Grössenideen im Wechsel mit den typischen Anzeichen wie Niedergeschlagenheit und Stimmungstiefen. Zunächst kann nicht entschieden werden, ob es sich nur um eine unipolare (nur-) Depression handelt. 25% der Patienten der ursprünglichen Diagnose “unipolaren Depression” erleben innerhalb von 10 Jahren eine Manie. Die Diagnose dann: “bipolare affektive Störung”. Richtige Diagnosen werden nicht selten erst zwischen 10 und 13 Jahren gestellt. Schnelle Phasenwechsel innerhalb von 10 Tagen oder Stunden bezeichnet man als “Ultra-rapid” und “Ultra-ultar-rapid cycling”. Mindestens 4 Episoden im Jahr ist das rapid-cycling. Hier sind Frauen häufiger betroffen. Die Behandlung der manisch- depressiven Erkrankung, hat das Ziel den Patienten erst aus seiner momentanen Situation (depressiven oder manischen Phase) zu befreien (Akutbehandlung. Um Rückfälle zu vermeiden, werden sogenannte Stimmungsstabilisierer eingesetzt. 
 
Hypomanische und manische Erscheinungsbilder                                 
vermindertes Schlafbedürfnis (z.B. nur noch 2-3 Stunden)
gesteigertes Selbstwertgefühl, gehobene Stimmung
ungewöhnlich redeselig oder dauernd redend
gesteigerte Sexualität
Ideenflucht, Grössenwahn, grössere Geldausgaben
Enthemmung und Antriebssteigerung  
                           
Auch bei der Manie müssen 3-4 Symptome zutreffen!
Bei der Hypomanie sind diese Symptome nicht so ausgeprägt wie bei einer reinen Manie selbst. Der Krankheit des Fussballprofis Sebastian Deisler und anderen Prominenten, die zu ihrer Krankheit stehen, sollten sehr vielen Menschen Mut geben, die daran leiden oder gelitten haben, offen darüber zu sprechen. Der Mensch selbst kann nichts dafür, wenn er an einer Depression leidet. Es ist eine Krankheit wie Krebs, Magersucht, Bulimie, usw. die den Menschen beherrscht und nicht umgekehrt. Aber wir können selbst mit Hilfe der Ärzte dagegen ankämpfen um gesund zu werden.          Angehörige die sehr dadurch belastet werden, aber auch Freunde und Nachbarn tragen entscheidend dazu bei, wie ein ehemals kranker Mensch gesellschaftlich wieder in die Gemeinschaft integriert werden kann.
Auch Sebastian Deisler ist wegen seiner Krankheit kein schlechter Mensch oder Fussballer geworden. Selbsthilfegruppen werden Angehörige und Betroffene immer versuchen zu unterstützen, um ihnen einen schnellen kurzen Weg zu ermöglichen richtige Informations- und Behandlungsmöglichkeiten zu finden.                         

Behandlung, Therapien und Selbsthilfe

Medikamente

Die medikamentöse Therapie kann Verschiedenes bewirken.
Medikamente Durch die Verschreibung von Antidepressiva soll ein Ungleichgewicht bestimmter chemischer Substanzen im Gehirn, der so genannten Neurotransmitter, korrigiert werden. Diese Substanzen sind eine sehr wirksame Behandlungsalternative der Depression und finden breite Anwendung. Antidepressiva sollten nicht mit Sedativa, Rausch-erzeugenden Substanzen, Beruhigungsmitteln oder anderen Suchtmitteln verwechselt werden. Im Allgemeinen haben diese Medikamente auf Personen, die nicht an einer Depression erkrankt sind, keine anregende Wirkung.
Antidepressiva beeinflussen die chemischen Vorgänge im Gehirn zwar bereits nach der ersten Dosis, die volle therapeutische Wirkung tritt aber erst nach einer regelmäßigen Einnahme über einen längeren Zeitraum auf. Die Einnahme der Medikamente muss darüber hinaus auch nach Eintritt einer Symptombesserung über mehrere Monate fortgesetzt werden, um einem Rückfall vorzubeugen. Die regelmäßige Einnahme der Antidepressiva bis zum Ende der Behandlung ist wichtig - soweit nicht vom Arzt anders vorgesehen.

Wenn Sie Fragen zum jeweiligen verschriebenen Antidepressivum oder möglicherweise mit dem Medikament verbundenen Problemen haben, sollten Sie mit Ihrer Ärztin/Ihrem Arzt persönlich besprechen, die/der das Medikament verordnet hat.

Hinweise zu Medikamenten
Wenn Ihr Arzt Ihnen ein Antidepressivum verordnet, nehmen Sie dies regelmäßig und genau nach ärztlicher Anweisung ein. Wenn Sie sich besser fühlen, sprechen Sie mit Ihrem Arzt, ob Sie die Einnahme verändern können. Auch wenn die Depression überwunden ist, sollte die Therapie noch über mehrere Monate fortgesetzt werden - in der Fachsprache bezeichnet man dies als "Erhaltungstherapie".
 Ein Antidepressivum wirkt leider nicht sofort. Haben Sie Geduld, es kann durchaus mehrere Wochen dauern, bis die erhoffte Wirkung eintritt, und es Ihnen langsam wieder besser geht. Eine Ausnahme stellen hier die modernsten Antidepressiva, die sogenannten Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer, dar. Hier tritt die Wirkung in den meisten Fällen schon nach ein bis zwei Wochen ein.
 Lassen Sie sich nicht durch den Beipackzettel verunsichern! Das Arzneimittelgesetz verlangt, dass alle Nebenwirkungen, die bei einem Medikament beobachtet werden, in den Beipackzettel aufgenommen werden müssen - auch dann, wenn sie nur sehr selten vorkommen.
 Wie bei allen Medikamenten kann es auch bei Antidepressiva zu Nebenwirkungen kommen. Diese Erscheinungen wie Übelkeit oder Schwindel sind das erste Anzeichen dafür, dass das Medikament in Ihrem Körper wirkt, und verschwinden zumeist nach wenigen Tagen.
 Fragen Sie Ihren Arzt, was Sie alles tun können, um wieder gesund zu werden - und versuchen Sie das, was er sagt, auch umzusetzen.

Psychotherapie
Das Lösen alter Konflikte Unter Psychotherapie versteht man jedes Behandlungsverfahren, dessen therapeutische Wirkung auf Gespräch, Handlung und Beziehung zwischen Therapeut und Patient beruht. Einsicht in die eigene Lebensgeschichte und das Wiedererleben und Aufarbeiten alter Konflikte im Hier und Jetzt werden dabei ermöglicht.
Tiefenpsychologische Verfahren unterteilen sich in folgende Formen:

Die klassische Psychoanalyse

In der klassischen Analyse werden depressive Symptome als unverarbeitete Konflikte zwischen den Instanzen "Ich", "Es" und "Über-Ich" und den Bewusstseinsschichten "bewusst" und "unbewusst", die vorwiegend in der Kindheit entstanden sind, gesehen. In der Therapie sollen diese Konflikte dann anhand freier Assoziation, Traumdeutung, etc. bewusst gemacht und aufgearbeitet werden.

Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Ihr Ziel beschränkt sich auf Beseitigung oder Verbesserung der aktuellen Symptomatik. Eine tiefer gehende Regression wie in der klassischen Psychoanalyse wird nicht angestrebt.

Psychoanalytische Kurzzeittherapie
Dieses Verfahren kommt bei der Behandlung der Depression vor allem dann zum Einsatz, wenn eine begrenzte psychosoziale Krise oder ein konkreter Auslöser greifbar sind

Verhaltenstherapeutische Formen
Korrektur des Selbstwertgefühls. Bei den meisten verhaltenstherapeutischen Maßnahmen geht es darum, die negativen Realitäts- und Selbstbewertungen zu prüfen und zu korrigieren. Dabei werden Alltagsprobleme des Betroffenen betrachtet und untersucht, wie der Patient denkt, erlebt und mit seiner Umwelt in Kontakt tritt.
Folgende Therapieformen können zu Anwendung kommen:

Aktivitätsfördernde Therapien
Sie forcieren das Erlernen bestimmter Verhaltensweisen. Die Ziele sind allgemein formuliert:
schrittweise mehr tun
schrittweise mehr angenehm Erlebbares tun
schrittweise mehr Geplantes tun
schrittweise solche Aktivitäten in Angriff nehmen, deren Erlernen Erfolgserlebnisse vermittelt
Ein typisches Beispiel für so eine Therapie wäre Nein sagen lernen.

Kognitive Verhaltenstherapie
Diese Therapieform geht davon aus, dass negative Gedanken zwangsläufig negative Gefühle hervorrufen. Daher versuchen Therapeut und Patient gemeinsam die Ursache der negativen Gedanken zu ergründen und gedankliche Alternativen zu entwickeln.

Interpersonelle Psychotherapie
Diese Therapieform wurde speziell für die Behandlung Depressiver entwickelt und berücksichtigt ganz gezielt die Veränderung in zwischenmenschlichen (interpersonellen) Beziehungen. An Hand von Alltagsproblemen des Betroffenen wird untersucht, wie der Patient denkt, reagiert und mit seiner Umwelt in Kontakt tritt. Ziel dieser Therapieform ist eine bessere Bewältigung der aktuellen Lebenssituation. Dabei geht es um die Bearbeitung:
nicht bewältigter Verluste (Trauerarbeit) aktueller zwischenmenschlicher Konflikte (z. B. Paarkonflikte) von Problemen im Zusammenhang mit sozialen Rollen und deren Veränderungen (z. B., wenn Kinder ausziehen) von bestimmten Schwierigkeiten, die Betroffene im zwischenmenschlichen Bereich haben. (z.B. neigen Depressive dazu, Gestik und Mimik anderer negativ auf sich zu beziehen.)

Gestalttherapie
In dieser Therapie soll der Betroffene lernen, spontaner zu sein, seine Gefühle besser zu artikulieren und eigenen und fremden Gefühlen mehr Rechnung zu tragen.

Familientherapie
Form der Psychotherapie, bei welcher Krankheiten (Symptome) als prinzipiell sinnvolle und wertvolle Erscheinungen im Kontext eines bestimmten sozialen Systems (Familie, Arbeitswelt, etc.) erachtet werden.

Einzel- oder Gruppen- (Familien-) Therapie
Ist empfehlenswert wenn es dem Betroffenen gelingt, sich selbst und seine Lebensbedingungen anzuerkennen und Wertungen sowie konkretes Verhalten zu ändern.

Neben den beiden Hauptsäulen der Depressionsbehandlung, Psychotherapie und medikamentöser Therapie, gibt es noch eine Reihe weiterer Behandlungsverfahren, die erfolgreich eingesetzt werden können. Biologisch nennt man sie, weil sie wie Medikamente die Funktionsweise der neuronalen Strukturen unseres Gehirns verändern.

Die Lichttherapie
Diese Therapieform wird vor allem bei der saisonalen Depression, also der Herbst-Winter-Depression angewandt. Extrem starke Lampen mit einer Leistung von 2.500 bis 10.000 Lux ersetzen der Zirbeldrüse und der Seele den fehlenden Sonnenschein. 30 bis 60 Minuten Bestrahlungsdauer täglich stimulieren Lichtrezeptoren in der Netzhaut und fördern so die Ausschüttung von Botenstoffen und Hormonen, die die Herbst-Winter-Depression abklingen lassen. Die normale Zimmerbeleuchtung eignet sich allerdings nicht im Kampf gegen den "Trübsinn", denn die bringt es im Durchschnitt nur auf 500 Lux.

Der Schlafentzug
Schlafentzug bedeutet einfach eine ganze Nacht nicht zu schlafen und den folgenden Tag bis zur gewohnten Schlafenszeit wach zu bleiben. Obwohl depressive Patienten ohnehin schon an Schlafstörungen leiden, erleben viele von ihnen nach einer durchwachten Nacht eine deutliche Stimmungsaufhellung.
Durch den Schlafentzug wird einerseits die Konzentration der Neurotransmitter im Gehirn beeinflusst und andererseits die Wirkung einzelner Schlafstadien unterbrochen. Denn paradoxerweise scheint der Schlaf bei Depressiven eine depressionsverstärkende Wirkung zu haben. Es gibt Hinweise, dass sich besonders die Schlafzyklen in den Morgenstunden ungünstig auswirken. Die genaue Wirkweise des Schlafentzuges ist nicht völlig geklärt.
Auch wenn der Rückgang der depressiven Symptome durch diese Therapieform zunächst meist nur einen Tag anhält, so ist er doch für viele Patienten ermutigend.

Die Elektrokrampftherapie - EKT
Kaum eine andere psychiatrische Behandlungsform hat in der Öffentlichkeit ein schlechteres Image als die Elektrokrampftherapie. Zu unrecht, denn diese Therapieform hat sich seit den 40er Jahren als die wirksamste Methode zur Behandlung schwerster, therapieresistenter Depressionen erwiesen.
Bei dieser Therapie erhält der narkotisierte Patient einen Stromstoß von 70 bis 120 Volt. Dadurch wird ein zerebraler Krampfanfall ausgelöst, der die chemischen Vorgänge im Hirn beeinflusst.
Der genaue Wirkmechanismus ist allerdings noch nicht erforscht. Auf jeden Fall werden durch die Elektrokrampftherapie folgende Veränderungen erreicht:
Die Hirndurchblutung, die bei einer schweren Depression vermindert sein kann, wird verstärkt. Dies könnte ein Grund für die antidepressive Wirkung der Therapie sein.
Es zeigt sich eine verstärkte Freisetzung körpereigener Eiweißstoffe (Neuropeptide) im Gehirn. Diesen Stoffen wird eine beruhigende Wirkung zugeschrieben.
Einige Hormone werden vermehrt ausgeschüttet.
Die Dichte der Andockstellen (Rezeptoren) im Gehirn für einige an der Depression beteiligten Neurotransmitter erhöht sich.
Einige Neurotransmitter werden verstärkt freigesetzt.
Die Wirkung dieser Therapie beruht wahrscheinlich nicht auf einem einzelnen dieser Faktoren, sondern eher auf einem Zusammenspiel all dieser und wahrscheinlich auch noch auf einigen bisher unbekannten Wirkmechanismen. Auf jeden Fall kommt die Elektrokrampftherapie als letzter Ausweg, vor allem bei therapieresistenten Depressionen und bei Patienten mit hoher Selbstmordgefahr, zum Einsatz.
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